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Ketogene Diät

Mittelkettige Fettsäuren und ihre Bedeutung für die Ketogene Diät

Mittelkettige Fettsäuren/ Triglyceride (kurz: MCT) sind gesättigte Fettsäuren, die aus Kokosnuss- und/ oder Palmkernöl extrahiert werden. Sie kennzeichnen sich dadurch, dass sie 6 bis 12 Kohlenstoffatome (kurz: C6-C12) aufweisen.

09.05.2024
8 Min

Frau Otts Steckbrief

Name: Trixi Ott

Beruf: Ernährungswissenschaftlerin M.Sc.

Klinik: Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Ernährungsambulanz und Epilepsiezentrum Frankfurt Rhein-Main

Lieblingsessen: Salat mit Fetakäse, Gulasch

Allgemeines und Wirkung

MCT- Fette sind wasserlöslich und werden vom menschlichen Organismus schneller absorbiert und verstoffwechselt als herkömmliche Nahrungsfette. Sie gelangen über die Dünndarmschleimhaut in die Blutbahn und anschließend direkt die Leber. Langkettige Fettsäuren hingegen weisen einen aufwändigeren Weg der Aufnahme im Körper auf. Sie benötigen Gallensalze und werden erst in das Lymphsystem aufgenommen bevor sie die Blutbahn erreichen.

In der Leber werden MCT- Fette bevorzugt zur Energiegewinnung verbrannt, da sie im Gegensatz zu den langkettigen Fettsäuren kein Transporter Molekül (Carnitin) benötigen.

Für die ketogene Diät sind MCT- Fette, insbesondere C8 und C10 am bedeutsamsten und effektivsten. Die Caprylsäure mit 8 Kohlenstoffatomen (C8) bildet im Vergleich zu anderen MCT Fetten 3- bis 6-mal mehr Ketonkörper. Damit hat C8 die stärkste ketogene Wirkung. Caprinsäure mit 10 Kohlenstoffatomen (C10) ist hingegen in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und kann dort womöglich epileptischen Anfällen entgegenwirken. Zudem scheint C10 allein eine neuroprotektive Wirkung gegen oxidativen Stress zu haben. Diese positiven Effekte werden vermutlich in Kombination mit C8 noch verstärkt, indem diese C10 vor der Oxidation in neuronalen Zellen schützt. Gerade bei einer pharmakoresistenten Epilepsie ist die antikonvulsive Wirkung der C10- Fette von großem Nutzen.MCT- Fette werden oft gezielt genutzt, um einen Ketose- Abfall auszugleichen.

Wenn die MCT Fette systematisch in die Mahlzeiten eingebaut werden, kann häufig die aufgenommene Gesamtfettmenge reduziert werden, was wiederum mehr Freiraum in der Lebensmittelauswahl ermöglicht.

MCT erlauben eine vielfältiger Diät

Anwendung 

MCT Fette, die zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden, sollten in Form von Lebensmitteln für besondere medizinische Zwecke verwendet werden, beispielsweise als MCT- Öl (flüssig oder in Pulverform), MCT- Margarine, MCT- haltige Cremen oder als MCT-haltige Trinknahrung (siehe Abbildung 2). Diese Produkte stehen von unterschiedlichen Herstellern zur Verfügung und können von Ärzten verordnet und von Krankenkassen rückerstattet werden.

 

Dosierung

Besonders wichtig zu wissen ist, dass MCT- Fette bei erstmaligem Verzehr langsam gesteigert werden sollten. Unser Magen-Darm-System muss sich erst an diese Fette und ihre schnellere Verdauung gewöhnen. Gerade in der ketogenen Diät ist es wichtig, die MCTs sehr langsam zu steigern um Blähungen, Bauchschmerzen oder Durchfall zu vermeiden. Insbesondere Kinder können im Falle von Nebenwirkungen schnell eine Aversion gegen bestimmte Nahrungsmittel entwickeln. Die Anfangsdosis sollte bei ca. 5g am ersten Tag liegen und bei guter Verträglichkeit täglich um ca. 5-15g gesteigert werden. MCT Fette können bei guter Verträglichkeit auf insgesamt 1g/kg Körpergewicht hochdosiert werden, wobei in der Praxis teilweise auch noch höhere Mengen von bis zu 3g/kg Körpergewicht vertragen werden. Dies ist individuell sehr unterschiedlich und sollte immer in Rücksprache mit einer Ernährungsfachkraft und/ oder einem Arzt erfolgen.

Vorzugsweise sollten die MCT Fette zu Beginn nicht isoliert ausgetestet werden, sondern in Kombination mit einer Mahlzeit, wodurch die Verträglichkeit gesteigert werden kann. Die ketogene Wirkung ist jedoch am stärksten, wenn die MCT Fette nicht mit einer Mahlzeit kombiniert aufgenommen werden.

Quellen:

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