Was ist die Ketogene Diät?
Die Ketogene Diät ist eine Ernährungstherapie, die insbesondere bei Patienten mit pharmakoresistenter Epilepsie - auch als refraktäre Epilepsie bekannt - zum Einsatz kommt. Das bedeutet, dass sie jenen Menschen helfen kann, bei denen antiepileptische Medikamente keine ausreichende Wirkung haben. Die zwei wissenschaftlichen Verbände, ILAE (Internationale Liga gegen Epilepsie) und INKS (Internationale Neurologische Ketogene Gesellschaft) setzen sich besonders für den Einsatz der Ketogenen Diät bei pharmakoresistenter Epilepsie ein und treiben bahnbrechende Forschung und Awareness in diesem Bereich voran.
Darüber hinaus ist die Ketogene Diät, Therapie der Wahl bei angeborenen Stoffwechselstörungen, wie dem GLUT1-Defekt und dem PDH-Mangel (1, 2).
Das Ziel der Ketogenen Ernährung ist es, den Körper in einen metabolischen Zustand zu versetzen, der als Ketose bezeichnet wird (3).
Aber was bedeutet das genau?
Ketogene Ernährung:
Bei der Ketogenen Diät wird der Kohlenhydratanteil in der Nahrung stark reduziert und durch eine erhöhte Aufnahme von gesunden Fetten ersetzt (2).
Körper bildet Ketone:
Aus den aufgenommenen Fetten bildet die Leber sogenannte Ketone - diese dienen dem Körper als alternative Energiequelle (2).
Wirkung:
Ketone versorgen Muskeln und Gehirn ausreichend mit Energie und können epileptische Anfälle reduzieren bzw. kontrollieren (2).
Wissenswertes auf einen Blick
Anwendungsbereiche der Ketogenen Diät
Pharmakoresistente Epilepsie
Epilepsie betrifft weltweit rund 50 Mio. Menschen. Die WHO stuft Epilepsie deshalb als Volkskrankheit ein (4). Charakteristisch sind die wiederkehrenden Anfälle (5). Einige Menschen mit Epilepsie können ihre Anfälle durch Medikamente gut kontrollieren. 30 % der Betroffenen gilt allerdings als pharmakoresistent, was bedeutet, dass Medikamente nicht ausreichend wirken, um ihre Anfälle zu reduzieren (6). Für diese Menschen können Eingriffe wie Operationen und Vagusnervstimulation indiziert sein, doch beide sind invasiv, bergen das Risiko von Komplikationen und sind nicht für alle geeignet. Für sie kann die Ketogene Diät eine vielversprechende alternative Therapieoption sein (7).
GLUT1-Defekt
Der Glukosetransporter1-Defekt (kurz: GLUT1-Defekt) ist eine angeborene Stoffwechselerkrankung, bei der ein Transporter nicht richtig funktioniert, der Glukose ins Gehirn transportiert. Durch den Defekt kann das Gehirn nicht ausreichend mit Energie versorgt werden (8). Die Standardtherapie ist die Ketogene Diät, bei der Ketone als alternative Energiequelle genutzt werden und das Energiedefizit damit ausgleichen (2).
PDH-Mangel
Der Pyruvatdehydrogenase-Mangel (kurz: PDH-Mangel) ist eine angeborene Stoffwechselerkrankung, bei der ein Enzymkomplex des Kohlenhydratabbaus nicht richtig funktioniert. Dadurch kommt es zu einer Störung im Abbau von Kohlenhydraten in Gehirn und Muskulatur (9). Als Standardtherapie wird die Ketogene Diät empfohlen, bei der Ketone als alternative Energiequelle genutzt werden und die Störung umgangen wird (2).
Formen der Ketogenen Diät
Klassische Ketogene Diät (kKD)
Die klassische Ketogene Diät ist eine sehr fettreiche, streng kohlenhydratreduzierte sowie eiweiß- und kalorienbilanzierte Diät. Um eine gute Ketose zu erreichen, sind detaillierte Mahlzeitenpläne erforderlich. Alle Lebensmittel müssen sorgfältig abgewogen und ihre Nährstoffe sowie die Ketogene Ratio berechnet werden. Die Ketogene Ratio beschreibt das Verhältnis von Fett zu Kohlenhydraten und Eiweißen und kann individuell variieren (2:1, 3:1, 4:1) (10).
MCT Ketogene Diät (MCT KD)
Die MCT Ketogene Diät entstand bereits in den 1970er Jahren als innovative Alternative zur Klassischen Ketogenen Diät. Im Unterschied zu dieser ersetzt die MCT Ketogene Diät einen Teil der aufgenommenen Fette durch MCT-Fette. Dank ihrer speziellen, anfallsreduzierenden und ketogenen Eigenschaften ermöglicht sie eine Reduktion der Gesamtfettaufnahme, eine Erhöhung der Kohlenhydrataufnahme und eröffnet eine abwechslungsreichere Lebensmittelauswahl (10).
Modifizierte Atkins Diät (MAD)
Die modifizierte Atkins Diät ist eine fettreiche Diät, bei der die tägliche Kohlenhydratmenge festgelegt wird (Kinder: 10 g /Tag, Jugendliche und Erwachsene: 15 g /Tag, mit schrittweiser Erhöhung auf 20-30 g /Tag nach Erreichen der Ketose). Der Großteil der Tagesenergie (> 65 %) sollte aus Fett stammen. Kohlenhydrate können zusammen mit Fett zu jeder Tageszeit verzehrt werden. Die MAD gilt im Vergleich zur klassischen Ketogenen Diät als weniger restriktiv und macht eine abwechslungsreichere Nahrungsauswahl möglich (10).
MCT-Fette in der Ketogenen Diät
Was sind MCT-Fette?
Medium chain triglycerices (kurz: MCT-Fette) fassen Fette mit mittelkettigen Fettsäuren, also Fettsäuren mit 6 bis 12 Kohlenstoffatomen zusammen.
Vorteile von MCT-Fetten
Aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften leisten MCT-Fette, insbesondere Fettsäuren mit 8 und 10 Kohlenstoffatomen, einen großen Beitrag in der Ketogenen Diät: